Ich lass mich frei
Als Susanne mich fragte, ob ich Lust habe, einen Beitrag zu dem Thema „Ich bin frei" zu schreiben, war ich sofort Feuer und Flamme.
Doch dann verging Zeit und die Gedankenfetzen in meinem Kopf wollten einfach nicht zueinander finden. Sosehr und jemehr ich mich bemühte, die so schönen Bruchstücke zusammenzufügen, um so schwerer wurde es. Ich war wie unter Zwang und all die schönen Gedanken zur Freiheit bekamen einen schalen Beigeschmack. Zudem wollte es eh grade nicht mit dem frei-sein passen: alles mögliche prasselte von „außen“ auf mich ein, die Zeit wurde knapp, die Buchführung stimmte nicht, die MitgliederVersammlung stand bevor, meine Mitarbeiterinnen wurden krank. Wir mussten die Arbeit umstrukturieren, mich selber hatte ein Magen-Darm-Infekt eingeholt und so weiter und so weiter. Von wegen „ich bin frei“, dachte ich.
Voller Wut - „nicht mal Zeit für diesen Text bleibt mir“ - und voller Gewissensbisse schrieb ich Susanne, dass es mir sehr sehr leid täte, aber ich könne den Text nicht wie versprochen schreiben.
Und dann war das gar nicht schlimm, Susanne war nicht enttäuscht: „...gut, dass du dir die Freiheit nimmst...“ waren unter anderem ihre Worte.
Da fiel es mir wie Schuppen von den Augen: da ist sie ja - meine Freiheit. Ich kann mich entscheiden. Ent - scheiden. Mich lösen und entbinden. So wie Susanne mich entbunden hat.
Ich bin frei, wenn ich mich entscheide, mich entbinde, mich frei lasse. Wie wunderbar.
Dr. Juliane Marliani
Tomtes Hof e.V.
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