In meinem Garten steht eine stattliche Blutbuche. Sie ist sehr groß, mächtig, wunderschön und stark. Sie hat gerade das letzte Blatt verloren und steht nun schlafend vor unserem Haus.
Was denkt sie wohl? Was geht in ihr vor? Wie bereitet sie das Jahr nach und das neue vor? Wie entscheidet sie, dass es an der Zeit ist wieder neue Blätter zu bilden, die Säfte in Gang zu bringen, sich wieder nach Außen zu öffnen.
Wann wärmt das Licht der Wintersonne, und wann animiert die Frühlingssonne zum Wachsen, zum Ausstrecken und zum neue Äste, Zweige und Wurzeln- Bilden.
Und mit ihr verspüre ich dieselbe Lust mich zurückzuziehen. Ich freue mich darauf zurück zu blicken. Was war noch mal in dem vergangenen Jahr. Was hat mich bewegt. Was hat mir gefallen, was ist passiert. Wie haben sich Dinge entwickelt.
Im Rückblick fügt sich vieles, was vorher unklar schien. Vieles macht plötzlich Sinn. Es macht Mut zu sehen, wie sich Dinge ungeahnt anders entwickelten. Daraus ergibt sich wieder die Lust auf ein „Neu-Gestalten“, auf ein „Mal-anders machen“. Denn das ist es ja, was ein Neu-Beginn impliziert: etwas verändern, etwas loslassen, etwas annehmen, etwas dazu nehmen.
Und wenn das Jahr zur Neige geht, freue ich mich auf den Jahreswechsel. Auf den Beginn eines neuen Jahres. Ich freue mich auf die Gestaltung meines neuen Kalenders, in dem ich schon die wichtigsten Daten eintrage, auf die ich mich in dem neuen Jahr freue.
Mir macht es Spaß zu strukturieren und zu planen, zu gestalten und „herumzuspinnen“, mich zu freuen, zu frohlocken, zu erwarten.
Wie schön, dass es im Jahreskreis immer wieder die Chance auf ein Rückblicken und einen Neubeginn gibt.
Viel ermutigender finde ich jedoch, dass meine wunderschöne Buche auch mitten im Jahr einzelne Blätter abwirft und erneuert, einige Zweige wie in Gedanken versunken kahl bleiben und dann doch wieder austreiben. Lauter kleine Neubeginne mitten im Jahr - immer wenn es für sie ansteht.
Und tatsächlich – und das ist für mich das Wunder, die absolute Freiheit - kann der Neubeginn in jedem Moment stattfinden. Ich kann JETZT „alles“ hinter mir lassen, neues wagen, neu starten, etwas zurücklassen, etwas loslassen. Jeden Moment kann ich mir eine neue Chance geben und kann neu anfangen. Oder neue Sachen - so wie die Natur im Herbst - anlegen, um beim nächsten „Mal“ - wie die Natur im Frühling - mit voller Kraft loszulegen. Ich kann – wie die Natur im Sommer – zu voller Blüte erstrahlen, um dann Samenkörnchen zu bilden, für den nächsten Neubeginn. Immer, wenn ich es möchte. Neubeginn über Neubeginn. Welch Verheißung.
Juliane
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