Rückzug...
Gefühlt ist es das, was zur Zeit fast jeder möchte, sich zurückziehen, durchatmen, Abstand gewinnen, zur Ruhe kommen, wieder zu sich selber kommen, vielleicht sogar in die Stille eintauchen…
Die Welt fühlt sich für ganz viele zur Zeit so überwältigend an durch Hektik, Reizüberflutung, Druck, zunehmende Negativität, Polarisierung und Aggressivität im Kleinen im eigenen Umfeld oder im Großen in den Krisen- und Kriegsherden der Welt. Auf diese Energie reagieren die Menschen voller Angst und/oder zunehmend oft recht absurd, einfach ver_rückt, im wahrsten Sinne des Wortes. Es fällt oftmals sehr schwer, manche Reaktionen zu verstehen.
Ich glaube, dass ein gewisser Rückzug aus dieser „verrückten“ Welt etwas sehr Wichtiges und Wohltuendes ist. Allerdings erlebe ich bei mir, dass es gar nicht so einfach ist abzuschalten. Am leichtesten gelingt es mir in der Natur und im Kontakt mit Tieren. Aber sonst erwische ich mich dann dabei, dass statt der ersehnten Ruhe eher eine unangenehme Leere und Unruhe in mir entsteht und dann greife ich das Handy und gucke z.B. auf YouTube, was es da so gibt. So wie ich früher in Zeitschriften, die mich eigentlich gar nicht interessiert haben, geblättert habe. Das Ergebnis ist das Gleiche, noch mehr innere Leere, noch mehr Unwohlsein. Manchmal wenn ich Glück habe, erwische ich auch mal was wirklich Interessantes und Inspirierendes , aber meistens eher nicht.
Kurz mal reinschauen, wenn ich mich gestresst fühle, ist okay, aber es ist wie eine Sucht, noch eins und noch eins. Besser doch Entscheidung, Handy in die Schublade und Schluss. Und gucken, was würde mir jetzt wirklich Freude machen? Wenn ich es grad nicht fühlen kann, erinnere ich mich daran, was mir sonst Freude macht und gebe dem dann meine ganze Aufmerksamkeit. Oft hilft das.
Manchmal auch nicht…und tatsächlich ist es oft auch wichtig, aus dem Rückzug wieder herauszukommen, im Rückzug nicht auf ungute Art und Weise unterzugehen. Wenn du dich wirklich gut fühlst im Rückzug, ist alles bestens, aber wenn es nicht erfüllter, lichter, leichter in dir wird, dann ist es vielleicht wichtig, wieder aufzutauchen und ins Leben einzutreten. Kontakte, Gespräche, Veranstaltungen, Treffen usw. Wie oft habe ich in einer miesen Stimmung schon das Gefühl gehabt, dass ich mich nur einrollen will auf dem Sofa und sonst nichts und wenn ich mir dann einen Ruck gegeben habe und rausgegangen bin, oh Wunder, es war nett, ich konnte es genießen und mir ging es deutlich besser.
Eigentlich möchte ich ein Plädoyer dafür halten, achtsam mit sich zu sein, wann Rückzug angesagt ist und wann das Leben wieder ruft, um gelebt zu werden in seiner ganzen Buntheit und seinen herzerfüllenden Möglichkeiten, die es neben und trotz des Chaos in der Welt ebenfalls gibt, wenn wir uns dafür öffnen.
In Verbundenheit, Susanne-Goya