Miteinander, jeder in seiner Einzigartigkeit
Von Herzen Willkommen,
nun haben wir gerade im letzten Moin-Gruß die Einzigartigkeit von jedem einzelnen gefeiert…. Und nun das Thema „ Miteinander“? Ja, beides gehört zusammen. Im positiven Fall bereichern wir uns gegenseitig mit unserer Einzigartigkeit im Miteinander. Allerdings ist das zugegebenermaßen ein recht schwieriges Unterfangen, in Freundschaften, Partnerschaften, Familien, bei der Arbeit usw. usw. Und in größeren Gruppen umso mehr, von der Welt gar nicht zu sprechen. Überall Konflikte, Streit, Polarisierungen…. Das liegt daran, dass jeder von uns seine eigene Sichtweise auf die Welt hat, seine eigene Realität hat, die er für richtig hält und der andere soll das bitte sehr auch so sehen. Das liegt auch daran, dass wir alle alte Verletzungen mit uns rumschleppen und uns Muster gebildet haben, um damit klarzukommen und nicht gerade sehr gewillt sind, daran etwas zu ändern.
Trotzdem ist der Einzelkämpfer oder der Chef, der alles bestimmt, nicht mehr das Erfolgsmodell von heute. Team, Vernetzung, eben „Miteinander“ ist gefragt. Auch bei uns im Moin-Zentrum. Wir haben uns ja auch die Gemeinschaft auf die Fahne geschrieben – und sind ständig dabei, neue Wege dabei zu suchen und Gott sei Dank auch zu finden. Dabei ist es zunächst einmal total wichtig, dass jeder die Wahl hat, inwieweit man sich einbringen möchte oder nicht. Niemand muss.
Wer von denen, die bei uns etwas anbieten, auch an dem „Gemeinschaftsprozess“ teilnehmen möchte, hat dazu u.a. Gelegenheit über unsere monatlichen Treffen. Diese waren oft sehr anstrengend. Deshalb probieren wir jetzt gerade etwas Neues aus. Wir haben das bei den Indianern – in großer Anerkennung und Wertschätzung der indianischen Weisheit, Weitsicht und Kultur - abgeguckt (und vielen Kreisen, die das heute auch so machen). Es gibt einen „Redestab“ und nur derjenige, der oder die ihn gerade hält, darf sprechen. Auweia, ihr glaubt gar nicht, wie das allein schon schwierig ist. Es löst bei etlichen viel Widerstand aus, aber ohne so eine Regelung kommen zurückhaltende Menschen oft gar nicht zum Zuge und extravertiertere Menschen dominieren automatisch den Prozess. Nicht aus böser Absicht, aber das passiert einfach regelmäßig so.
Wenn wir dann ein Problem haben, wofür wir eine Lösung suchen, so geht der „Redestab“ im Kreis herum und jede/r sagt dazu, was sie/er dazu meint. So kristallisieren sich Tendenzen, Meinungen etc. heraus. Nach der ersten Runde geht es in die zweite und so weiter. So hat man die Möglichkeit auf das einzugehen, was in den Kreis eingebracht worden ist. Der Clou dabei ist, dass niemand ein Argument, das schon einmal gesagt worden ist, wiederholen darf, so dass dieses „Du hast es/mich noch nicht verstanden. Ich sage es dir noch einmal“-Syndrom unterbleibt. Zustimmung zu etwas, was jemand anders gesagt hat, kann man natürlich einbringen oder auch die Ablehnung.
Es ist super interessant, was bei diesem Prozess passiert. Nämlich, dass sich die ursprüngliche Problemstellung oft völlig verändert, z.B. erweitert, verschiebt oder sich sogar auflöst. Zwischendurch braucht es dann auch immer mal wieder ein Innehalten. Stille, damit man in sich hineinfühlen kann, wie es einem gerade geht und wie wichtig es ist, eine bestimmte Position durchzusetzen oder was da in einem gerade angetriggert worden ist. Statt Recht haben zu wollen, statt die eigene Position durchsetzen zu wollen, hört man sich gegenseitig zu und es entsteht ein Prozess eines wertschätzenden Miteinanders, ein gemeinsames Ringen um eine Lösung.
Ihr könnt euch vorstellen, dass wir ziemlich viel Zeit brauchen, um ein Problem zu lösen, aber dieses Suchen nach einer „guten Lösung für alle Beteiligten“ bringt auf der anderen Seite viel Befriedigung und Zustimmung bei den Teilnehmenden. Ich erlebe es nicht mehr wie früher als kraft- und energieraubende Diskussionen, oft auch mit Gewinnern und Verlierern, sondern als etwas „Nährendes“ und „Wertvolles“.
Die Zeit ist auch begrenzt auf 2 Stunden, denn dann braucht es erstmal ein Durchschnaufen, einen Schlussstrich für diesmal.
Hier auch Schlussstrich - genug für heute
In Verbundenheit mit dir, Susanne-Goya