Coronazeit – Angstzeit – Auch eine Chance?
Coronazeit – Angstzeit – Auch eine Chance?
Coronazeit …. was passiert da … so viele Ängste, jeder wird konfrontiert mit seinen tiefsitzenden Ängsten, die vorher unbewusst oder vielleicht auch schon geahnt waren.
Angst, krank zu werden … Angst, zu sterben, qualvoll zu sterben … Angst, schuld zu sein, weil man unerkannt das Virus in sich trägt und jemanden ansteckt … Angst, dass das Gesundheitssystem überlastet ist, dass man gerade derjenige ist, dem nicht geholfen wird oder dass das Angehörigen oder Freunden passiert … Angst, derjenige sein zu müssen der entscheidet, wem geholfen wird und wem vielleicht nicht, wer deshalb dem Tot ausgeliefert wird …
Angst, sein Auskommen zu verlieren … Insolvenz anmelden zu müssen … bei Geldauszahlungen leer auszugehen … mit dem Formularkrieg nicht fertig zu werden … Angst, dass das nicht alles ist, dass die Zahlungen irgendwann aufhören … Angst, dass unser ganzes Wirtschaftssystem zerstört wird … Angst, dass nur die Kleinen oder ausgewählte Berufszweige, vorzugsweise die, die was mit Freude im Leben zu tun haben, kaputt gehen und die Großen wie Amazon und Google usw. noch größer, reicher und mächtiger werden …
Angst, eingesperrt zu werden, keine Kontakte haben zu dürfen, zu vereinsamen, das Gefühl, wie sehr der Körperkontakt fehlt … Angst, zu etwas gezwungen zu werden, zur Impfung gezwungen zu werden … Angst, die Maske immer öfter tragen zu müssen …
Angst, der Freiheitsrechte beraubt zu werden … Angst, dass wir in einer Diktatur landen … Angst, dass wir unsere Meinung nicht mehr äußern dürfen … Angst, dass das Ganze zu Gewalt führt, auf jeden Fall zu einem stärker werdenden Gegeneinander in der Gesellschaft … Angst, dass die Gesellschaft sich immer mehr polarisiert, dass wir nicht mehr miteinander reden können …
Angst, was es in den Familien macht, die zusammen hocken, überfordert sind, unter den Ängsten leiden …
Angst, was es mit den Kindern, mit der neuen Generation macht, dass es ihnen die Leichtigkeit des Kindseins und das sich neu Erfindens in der Jugend nimmt, auch dass es hier zu einem Auseinanderdriften in der Bildung kommt, noch viel mehr als bisher, dass viele „Looser“ von Kindheit an entstehen …
Angst, was es mit unseren älteren Menschen macht, mit ihrer letzten Lebenszeit, so viel Einsamkeit, Angst, Ausgrenzung, dass wir uns nicht angemessen verabschieden können von ihnen …
Angst, was es ist mit den „systemrelevanten“ Menschen macht, in den Schulen, Kitas, Heimen, Krankenhäusern und Einkaufsläden … Angst, dass diese Menschen auch krank werden, völlig ausgebrannt sind.
Bitte verzeih mir, falls ich gerade eine deiner wichtigsten Ängste vergessen haben sollte.
Alle Ängste haben etwas gemeinsam. Sie beruhen darauf, dass gerade etwas Ungeheuerliches passiert, nämlich dass da etwas kommt, ein Virus, das wir nicht greifen können, nicht begreifen, nicht verstehen, es mit unseren Mechanismen nicht einfach wegmachen können. Und anders als Klimawandel, Armut, Kriege in anderen Ländern usw., betrifft es nicht nur Einige, Wenige, die auch noch weit weg sind, sondern die ganze Welt. Auch näher, greifbarer als der Klimawandel, der zwar auch die ganze Welt betrifft, aber doch immer noch relativ theoretisch für die meisten Menschen ist.
Egal, was bisher versucht wurde, um diese ungeheuerliche Situation unter Kontrolle zu bekommen, es hat nicht funktioniert, zerstört vieles an anderen Stellen, aber das Virus lässt sich nicht besonders davon beeindrucken. Dann die Idee der Impfung: prima (es sei denn, man ist ein Impfgegner), aber was macht das Virus: es mutiert und kommt noch ansteckender daher und alle stehen hilflos davor und reagieren aus dieser Hilflosigkeit in der alten Weise von Abschottung und Kontrolle.
Auf der anderen Seite entstand auch etwas Positives, ein sich Besinnen auf sich selbst, zur Ruhe kommen, ganz besonders jetzt in den Weihnachtstagen und danach bis zum neuen Jahr durch die verordnete Kontaktreduzierung. Selbst der Run auf die Lebensmittelgeschäfte, wie sonst immer zur Weihnachtszeit und auch im ersten Lockdown, fiel - jedenfalls nach meinem Erleben - weitgehend aus. Im 1. Lockdown wurde dieses zur Ruhe kommen, die Entschleunigung bei Vielen sehr geschätzt, während ich im 2. Lockdown eher das Gefühl hatte, dass die Angst noch stärker greif- und fühlbarer wurde, dann wieder abgemildert durch das Impfthema und auch die Idee, im nächsten Jahr wird alles besser.
Mir selbst hat es zwischenzeitlich besonders Probleme bereitet, dass es so schwierig war über Corona zu reden, obwohl bei allen Menschen das Thema so präsent war, dass es sich immer wieder in die Gespräche einschob. Schwierig empfand ich zwei Dinge: zum einen, dass egal, was die Einzelnen dazu dachten und sagten, immer sofort eine sehr belastende negative Atmosphäre entstand und zum anderen, dass die meisten meinten, dass sie genau wissen, was mit diesem Virus ist, wie man damit umgehen muss und wer daran Schuld ist usw.
Meines Erachtens entsteht beides, diese negative Stimmung und Energie und auch dieses „ganz genau wissen“, aus dem „Nichtwissen“ heraus. Wir wissen es eben nicht genau. Wenn wir es wüssten, wenn irgendwer es wüsste, dann wäre die Situation wahrscheinlich eine andere.
„Nichtwissen“ ist so unangenehm, weil es uns mit der „Unkontrollierbarkeit“ des Lebens konfrontiert, was zwar immer da ist, wir können niemals wissen, was uns im nächsten Moment passieren wird, aber wir verdrängen dies in einem Gefühl vermeintlicher Kontrolle. Diese „Unkontrollierbarkeit“ des Lebens, dieses „Nichtwissen“ ist es vielleicht, was uns dieses Virus lehren will.
(Meiner Ansicht nach geschieht nichts zufällig. Alles hat seinen Sinn.)
Das „Nichtwissen“ zuzulassen, auszuhalten und darauf zu vertrauen, dass aus dem „Nichtwissen“ sich plötzlich etwas Neues offenbart. Im Vertrauen zu sein, dass genau aus dem Loslassen etwas Gutes entsteht, etwas, was uns durch die Ausrichtung auf die Kontrolle des Lebens verloren gegangen ist. Und das Leben haben wir so sehr auf die Kontrolle und Planbarkeit des Lebens ausgerichtet, weil wir so viel Angst vor dem Leben haben. Auch schon vor Corona, da war es nur verdrängter, unbewusster, jetzt ist es hochgefloppt, hat uns erwischt.
Warum haben wir so viel Angst vor dem Leben? Ganz ehrlich, wenn ich mich als kleines Wesen in der riesigen, erschreckenden Welt betrachte, dann verstehe ich zutiefst diese Angst vor dem Leben.
Ich hatte vor Jahren einen Traum: „Ich war auf einer Feier, es war meine Abschiedsfeier. Ich wollte auf eine Reise gehen. Ich hatte eine Aufgabe zu erfüllen, was ich auch gerne wollte. Ich war in einer Gruppe, in der ich total aufgehoben war, verbunden mit allen, gehalten, geliebt, in totaler Sicherheit. Ich bin aufgebrochen zu dieser Reise mit dieser Sicherheit im Rücken. Alles fühlte sich wunderbar und richtig an. Ich ging zur Tür hinaus, die Tür fiel zu und ich ging los. Alles war gut. Ich bog um eine Ecke und plötzlich …. ich wusste nicht, wie mir geschah … hatte ich alles vergessen. Ich wusste nicht mehr, wer ich war, wo ich war, was ich da wollte und das Schlimmste, ich hatte vergessen, wo ich herkam, hatte die Gemeinschaft, die Liebe, das Licht, das Gefühl von Vertrauen, Sicherheit, Geborgenheit und Getragensein verloren/vergessen, so als ob es niemals dagewesen wäre. Ich stand da … allein … in panischer Angst“.
Dann bin ich aufgewacht und für mich fühlte es sich so an, dass ich mein Hierherkommen auf die Erde geträumt habe, das Vergessen von allem, was mich trägt, tragen könnte, wenn ich es nicht vergessen hätte.
Wir müssen nur dann keine Angst haben, wenn wir uns wie im ersten Teil meines Traumes, als Teil einer tragenden Gemeinschaft fühlen können.
Ich habe ja zu Beginn von all den Ängsten geschrieben, die Corona auslöst oder auslösen kann. Für mich sind diese Ängste und letztlich alle Ängste, die wir erkannt oder unerkannt in uns tragen, ein Ausdruck dieser „Urangst“, die ich in meinem Traum erlebt habe, die jeder Mensch, der hier auf der Erde lebt, mehr oder weniger mit mir teilt. Da wir unsere „Urangst“ nicht verstehen, weil wir die Ursache vergessen haben, nehmen wir alles, was im Weiteren diese „Urangst“ antriggert, als Erklärung dieser Angst, geben der bis dahin namenlosen Angst einen Namen, einen Grund, eine Geschichte. „Meine Mutter hat mich nachts schreien lassen, deswegen habe ich in der Dunkelheit Angst.“ Oder ähnliches.
Wichtig ist noch, dass wir glauben, dass unsere Angst der Wahrheit entspricht, denn dadurch, dass wir sie benennen, ihr einen Grund, eine Geschichte, Namen, Gesicht geben, wird sie (scheinbar) kontrollierbar.
Deshalb werden wir auch so böse oder fühlen uns hilflos oder überfordert, wenn uns jemand unsere Angst ausreden will.
Und meistens geben wir bei der Gelegenheit auch noch jemandem die Schuld. Dann hat es noch nicht mal was mit mir zu tun. Dann habe ich den „Grund“ aus mir herausgelagert. Und das gibt auch wieder das Gefühl von Kontrollierbarkeit.
Bei Corona auch sehr gut zu beobachten, da haben die Politiker Schuld, die alles falsch machen, der Söder, der sich profilieren will, der Laschet, der zu lasch ist, der Spahn, der zu wenig Impfdosen bestellt hat, weil er zu vorsichtig und zu langsam war, die Leute, die keine Rücksicht nehmen, die einfach feiern, die Querdenker, die keine Regeln einhalten auf den Demos, usw. usw. Wenn die das anders machen würden, dann wäre alles anders, dann müsste ich keine Angst haben.
Das alles ist überhaupt nicht neu, war immer da, hat immer gewirkt, aber Corona holt es mit Macht an die Oberfläche.
Und das ist eine Chance, denn nur das, was sichtbar wird, kann gewandelt werden.
Es würde bedeuten, dass wir uns daran erinnern sollten, was wir vergessen haben. Das kann man natürlich nicht so einfach herbeizaubern, aber was man kann, ist sich zu fragen, was einem selbst gut tut und was nicht. Denn wir haben zwar unseren Ursprung vergessen, aber in unserem Kern lebt dieses Wissen weiter und wir können es finden über die Frage, was wir wirklich wollen, wie wir wirklich leben wollen.
Ängste kann man nicht verdrängen, da wirken sie im Unbewussten weiter zerstörerisch. Sie müssen angeguckt und angenommen werden, nicht bekämpft, nicht bei sich, nicht bei anderen. Alles, was einen stört an einem selbst, kann auf diese Weise bearbeitet und integriert werden. (Was einen stört an anderen, ist ein anderes Thema. Dazu ein anderes Mal mehr.)
Aber Ängste können nicht der Wegweiser in unser neues Leben sein. Das sind die Wünsche, wie wir es denn gerne hätten.
Frag dich: „Was wünschst du dir für dich?“ Weil du nicht alleine auf der Welt bist und wir alle miteinander verbunden sind, was sich in der globalisierten Welt immer mehr zeigt, wäre es gut, wenn du dir auch wünschen und vorstellen könntest, dass alle Menschen das Gleiche hätten oder etwas Entsprechendes, denn dann kannst du dir wünschen, was du willst, du nimmst niemanden etwas weg.
Wie wäre eine Welt des Miteinanders statt des Gegeneinanders, das jetzt meistens zu finden ist?
Wie wäre es, wenn jeder so sein dürfte, wie er ist, jeder findet, was er im Leben gerne machen würde und dafür Wertschätzung und auch genügend Geld zum Leben bekäme?
Wie wäre es, wenn der Kampf aufhören würde, wenn jeder auf die Idee käme, dass es bei jeder Auseinandersetzung, bei jedem Konflikt, jedem Problem, darum geht, eine gute Lösung für alle Beteiligten zu finden?
Das heißt für die anderen, aber ganz bestimmt auch für dich. Ganz wichtig, oft haben wir ja auch das Gefühl, dass wir zurückstecken müssen, dass wir uns opfern müssen. Nein, Jesus sagt: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!“
Also eine Welt des Miteinanders statt Gegeneinanders.
„Utopie“, sagst du. „Ja“, das stimmt dann, wenn man zu „groß“ guckt, wenn man an die ganze Welt denkt, aber „Nein“, wenn ich bei mir selbst anfange. Und ich kenne um mich herum schon etliche Menschen, die sich auch darum bemühen und es werden immer mehr. Wenn du auch mitmachst, dann ist es noch eine oder einer mehr, die oder der mitmacht und dann können wir etwas bewegen, erst im Kleinen und dann vielleicht werden unsere Kreise größer, so wie bei einem Stein, den du ins Wasser wirfst und der immer größere Kreise bildet. Aber zuerst ist das nicht wichtig.
Zuerst ist jeder bei sich selbst gefragt. Und das ist schwierig genug. Vielleicht brauchst du auch mal Hilfe dabei. Dann such dir jemanden, der auch diesen Weg geht und vielleicht an einer anderen Stelle steht und dir behilflich sein kann.
Auf jeden Fall ist es gut, wenn du diesen Weg gehen möchtest, dass du dir selbst gegenüber die „Absicht“ dazu bekundest. So eine Absicht ist ein bisschen etwas Verbindliches und kann schon sehr viel bewirken. Vielleicht versuchst du es einmal und schaust, was dann so passiert in dir und um dich herum.
So, ich komme zum Schluss für heute. Vielleicht habe ich dir das alles erzählt, weil ich selbst das „Nichtwissen“ nicht aushalten konnte, aber ich selber erlebe es als meine innere Wahrheit, die du natürlich überhaupt nicht teilen musst.
In Verbundenheit, Susanne