…sitzt eine ältere Frau auf einem Rollator. Sie sitzt dort und hält ein ziemlich großes Schild auf dem Schoß. Darauf steht in großen bunten Buchstaben:
„M E I N U N G S F R E I H E I T“
Sie sitzt da ganz still mit diesem Schild. Ich gucke erst, finde das spannend, dann gehe ich zu ihr und frage sie, was sie damit meint und bezweckt. Sie antwortet mir, dass sie alt sei, sie könne sonst nichts tun, aber sie beobachte, dass die Meinungsfreiheit nicht mehr so gelte, wie sie nach unserem Grundgesetz gelten sollte. Das bedrohe unsere Demokratie, wenn man Angst haben müsse, seine Meinung zu sagen. Die Grenze sei für sie nur Artikel 5 Abs. 2 des Grundgesetzes, also wenn andere Grundrechte und Gesetze verletzt würden. Ansonsten ginge es darum, abweichende Meinungen auszuhalten.
Es sei ihr wichtig, darauf aufmerksam zu machen.
Ich frage sie nach der Resonanz, ob viele zu ihr kommen und mit ihr sprechen, so wie ich jetzt gerade. „Nein“, sagt sie, „aber viele lächeln und nicken, sagen etwas Freundliches oder zeigen „Daumen hoch““. Sie habe noch nichts Unangenehmes erlebt. Während ich bei ihr stehe, kommt eine junge Frau mit einem Kind auf dem Arm und bestätigt ihre Zustimmung zu dem Schild. Ein Mann, auch mit Kind, winkt zu uns herüber.
Ich verabschiede mich und fühle mich beseelt von der Präsenz dieser Frau in ihrem Ausdruck dessen, was ihr am Herzen liegt und ihrem Frieden.
Susanne-Goya
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